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Schmerz? Muss das so?

  • von Fushicho
  • 24 Apr., 2019
Woher weiß ich, ob es sich bei dem Schmerz in der Fesselung um guten oder schlechten Schmerz handelt? Kann ich Schmerzen Wegatmen? Und wenn ich gar nicht masochistisch bin? 
Schmerz und der Umgang mit ihm, ist eines der am häufigsten nachgefragten Themen innerhalb des Shibari. 

Es lässt sich (zumindest innerhalb von Suspensions) selten vermeiden, dass niemals Situationen eintreten, in denen es (kurzfristig) zu schmerzhaften Positionen kommen kann. 
Doch wie kann ich als gefesselter Partner damit umgehen und woher weiß ich denn, ob dieser Schmerz nun bedrohlich ist oder nicht? 

Wichtig ist zunächst noch direkt von Beginn an zu sagen, das NIEMAND Schmerzen aushalten MUSS. Bondage muss nicht schmerzhaft sein. Niemand ist ein schlechterer Fesselpartner, wenn ihm etwas weh tut oder er dies nicht ertragen kann oder möchte. Möchte man Schmerzen in Fesselungen unter allen Umständen vermeiden, muss man jedoch mit der Einschränkung leben, dass man bestimmte Techniken oder Fesselarten dann auch nie ausprobieren sollte/wird. Im Klartext: es wird schwierig wenn du sagst, du möchtest unbedingt Suspensions machen, oder maximale Restriktion erleben, aber gleichzeitig unter keinen Umständen schmerzhafte Momente erfahren. 

Wie du mit Schmerzen umgehst ist eine ur-persönliche und individuelle Sache. Jeder Mensch kann mit Schmerzen anders gut oder schlecht umgehen, empfindet bestimmte Stimuli schmerzhafter als andere. So finden manche Menschen dumpf-drückende Schmerzen besser auszuhalten als spitz-stechende, und andere empfinden es genau umgekehrt. Das hilft dir aber jetzt bei deinen Fragen vermutlich nicht wirklich weiter. Also versuchen wir dir ein paar konkretere Handlungstipps mit auf den Weg zu geben. 

Wenn du Schmerzen empfindest, wird es unterschiedliche Reaktionen deines Körpers geben: 
a) Du fühlst deutlich Hektik und Stress in dir aufkommen, eventuell beschleunigt sich dein Pulsschlag, eventuell hast du das Gefühl Sterne oder weißes Licht zu sehen und in deiner Wahrnehmung existiert nichts anderes als dieser Schmerz, du empfindest Fluchtinstinkte und möchtest dieser Situation sofort entweichen. 
b) Du fühlst einen deutlichen Schmerzimpuls, jedoch keinen Fluchtinstinkt. Der Schmerz ist allumfassend wahrnehmbar und auch sehr intensiv. Eventuell beschleunigt sich dein Pulsschlag oder du gerätst ins Schwitzen. Du hast noch genug freie Kopf-Kapazität, dich zu fragen, ob das jetzt wohl so muss, dass das weh tut.
c) Du fühlst einen deutlichen Schmerzimpuls, jedoch keinen Fluchtimpuls. Der Schmerz ist umfangreich wahrnehmbar, aber er stresst dich nicht. Du bist dir lediglich unsicher, ob das an dieser Stelle weh tun muss. 

Schmerz ist ein wichtiger Indikator für eine potentiell (lebens-)bedrohliche Situation für unseren Körper. Deshalb fühlen wir uns im Umgang mit Schmerzimpulsen auch verunsichert, denn wir haben gelernt (und das ist richtig) Schmerzsignale Ernst zu nehmen, denn sie können uns davor schützen, beispielsweise die Hand auf einer heißen Herdplatte liegen zu lassen, oder das Knie bis zum ausrenken zu verdrehen. Vorher spüren wir Schmerz. 

In einer Fesselung kannst du dich fragen, ob dein Schmerzempfinden eher in die Kategorie a), b) oder c) fällt. In Kategorie a) wirst du keine Möglichkeit haben, den Schmerz weg zu atmen oder zu ignorieren und das ist auch gut so, denn vermutlich könnte in deiner jetzigen Lage bald ein körperlicher Schaden eintreten, so stark ist deine Schmerzreaktion. Dein Körper setzt automatisch Adrenalin frei, das Fluchtinstinkte auslöst und reflexhaft zu einem verlassen der Position führt. Da du aber gefesselt bist kannst du die Position nicht eigenständig verlassen und es kann dann erst Recht zu Panik kommen. Kommuniziere schnell und klar, dass du auf schnellstem Wege aus deiner Lage befreit werden möchtest und nimm dir hinterher gemeinsam mit deinem Partner Zeit zu evaluieren was passiert ist und woran es lag. Kategorie a) ist eine Art von Schmerz, die ein Signal für einen potentiellen Schaden ist, den du nehmen kannst. 
In Kategorie b) kannst du je nach Schmerzart und deinem eigenen Willen, den Schmerz aushalten zu Wollen, Lösungen finden mit dem Schmerz zu arbeiten. Dazu gleich mehr. 
In Kategorie c) fehlt dir einfach noch die nötige Sicherheit den Schmerz einordnen zu können, mit zunehmender Erfahrung wirst du gut mit dem Impuls umgehen können. 
Kategorie b) und c) sind Schmerzimpulse, die eher als Informand fungieren, nicht als Signal für einen akuten drohenden körperlichen Schaden. 
a) kommuniziert: ALARM, AKUTE GEFAHR! SO SCHNELL WIE MÖGLICH ETWAS ÄNDERN! b) und c) kommunizieren: ACHTUNG, bitte nimm diesen Teil deines Körpers verstärkt wahr, hier kommt es zu ungewohnt hoher Dehnung/Krafteinwirkung, bitte hab da mal ein Auge drauf! 

Für b) und c) gibt es ein paar Tipps, wie es leichter fallen kann, mit dem Schmerzimpuls umzugehen. Vorher steht aber eine entscheidende Frage im Raum: Möchtest du mit dem Schmerz arbeiten? Möchtest du überhaupt lernen, wie du mit dem Schmerz umgehen kannst? Oder möchtest du lieber erst gar nicht in eine Situation kommen, in der du starke Schmerzen empfindest? So banal wie diese Frage klingt, sie ist zentral wichtig, damit du deine persönlichen Grenzen respektierst und deinem Partner kommunizieren kannst. 

Möglichkeiten mit dem Schmerz zu arbeiten: 

1.) Atmung:
Versuche dich auf deine Atmung zu fokussieren und atme langsam und tief ein und aus. Durch die Nase ein und durch den geöffneten Mund aus. Manchmal hilft es durch zu einem Kussmund geformte Lippen langsam die Luft hinaus zu pressen. 
Je langsamer und fokussierter du atmest, desto ruhiger wird auch deine Herzfrequenz und desto besser kannst du den Schmerz annehmen und entgehst Stressreaktion und Panik. 
Wichtig ist es nicht zu hyperventilierten (nur noch Luft einatmen, rein hecheln) und auch nicht vor lauter Schmerz und Überforderung einfach die Luft anzuhalten. 

2.) Fokussieren und Ablenken 
Wenn der Schmerz unterschiedliche Eigenschaften aufweist, zum Beispiel heiß und stechend zu sein, fokussiere dich auf eine Eigenschaft davon die du besser ertragen kannst, zum Beispiel nur auf das Gefühl der Hitze. Je präsenter dir das heiße Gefühl ist, desto mehr kannst du das stechen ausblenden. 
Genauso kannst du, wenn zB das Seil an deinem Fußknöchel sehr stark weh tut, dich bewusst in dein Hüftseil, oder deine Oberkörperfesselung drücken um einen Gegenschmerz bzw. eine andere Qualität von Schmerz zu erfahren. 

3.) Annahme 
So leicht wie das klingt ist es nicht. "Nimm den Schmerz einfach hin". Hilfreich kann es sein, zu hören, dass sich der Schmerz nicht verändern oder intensivieren wird (z.B. kopfüber im Futomomo, verändert sich der Druck auf dem Schienbein nicht mehr, wenn die Position einmal erreicht wurde). Falls dein fesselnder Partner über diese Erfahrung verfügt, könnte er dir also diese Information geben. Das kann eine Akzeptanz und Annahme deinerseits erleichtern, da du die Angst, dass es noch heftiger werden könnte, beiseite schieben kannst. 
Einen Schmerz anzunehmen ist eine bewusste Entscheidung, die man nicht auf die gleiche Art trifft, wie die Entscheidung ob man das rote oder blaue Kleid anziehen wird. Bewusste Annahme von Schmerz muss man lernen. Und das kann man, indem man jedes Mal, wenn man für sich spürt, man ist an seiner Grenze, noch ein klitzekleines bisschen länger dort verweilt, als man dachte, dass es geht um sich selbst zu beweisen, dass es möglich ist. Es ist wie wenn man als Kind in der Badewanne immer nochmal 1 Sekunde länger versucht hat die Luft anzuhalten. Durch die kontinuierliche Erfahrung, dass es doch besser geht, als wir erwartet haben, werden wir selbstbewusster in unserem Schmerzerleben und können uns dann wie ein inneres Mantra selbst vorbeten: "Doch es geht noch ein bisschen, du weißt, dass du es kannst, dir wird nichts passieren". 
Es ist ein bisschen wie beim sogenannten "Runners High", in dem Moment in dem du denkst du kannst keinen einzigen Zentimeter mehr rennen, weil deine Beine brennen wie Feuer und deine Lunge gleich explodiert wirst du plötzlich mit Endorphinen geflutet und kannst noch weitere 10km laufen. 
Die Endorphine werden auch beim Fesseln irgendwann freigesetzt. Und plötzlich merkst du: Oh! Es geht ja doch! 
Diese Strategie ist eine, in die man hinein wächst, das gelingt meistens nicht von Anfang an, und es ist kontraproduktiv sich unter Druck zu setzen und zwingen zu wollen. 

4.) Submissivität / Geschenk 
Je nachdem in welchem Verhältnis du zu deinem Fesselpartner stehst kann es dir ein möglicher Zugang sein, dein Aushalten des Schmerzes als Geschenk an deinen Fesselpartner zu sehen und dich damit ganz bewusst in eine submissive Rolle einzufinden. 

Bitte achte trotz allen Strategien auf dich und deinen Körper und nimm Warnsignale ernst. Falscher Stolz mit dem Schmerzsignale ignoriert werden und potentiell zu körperlichen Schäden führen ist nicht zielführend. Es ist immer besser zu früh aus einer Situation herauszugehen als zu spät und sobald du dich in einer Situation stark verunsichert fühlst, und damit unfähig bist zu evaluieren und entscheiden, ob dies eine gute oder schlechte Situation für dich ist, solltest du diese immer verlassen/ darum bitten diese verlassen zu können. 

Kommunikation von Schmerz
Auch wenn du vielleicht laut atmest, stöhnst oder jammerst kann dein Fesselpartner nicht automatisch zuordnen, ob du Schmerzen hast oder einfach angestrengt bist. Und selbst wenn dein Fesselpartner feststellt, dass du Schmerzen hast, kann er nicht unbedingt wo und in welcher Qualität du Schmerzen hast. Dein Fesselpartner sollte dich fragen, wenn er verunsichert von deinem Zustand ist. Ansonsten liegt es an dir zu entscheiden, ob du das Bedürfnis hast deinen Schmerz mitzuteilen oder nicht. 
Gründe die für das mitteilen sprechen: 
- Du kannst sicher sein, dass dein Fesselpartner deinen Zustand genauso wahrnimmt wie du 
- Du kannst mitteilen WO etwas weh tut und WIE es weh tut und auf WELCHE ART du dir vorstellen kannst, dass man dir helfen könnte 
- Du kannst mitteilen, in welcher Intensität du den Schmerz empfindest (zB Skala 1-10) und dazusagen, wie lange du glaubst das so noch aushalten zu können. Dann hat dein Fesselpartner die Möglichkeit die Fesselung rechtzeitig zu ändern. 
Wenn du in einer stressigen/schmerzhaften Situationen Schwierigkeiten hast, dich verbal mitzuteilen, kannst du mit deinem Partner auch non-verbale Zeichen vereinbaren. 
Jörg und ich haben - wie du oben im Beitragsbild siehst - die Vereinbarung, dass ich seinen Finger in den Mund nehme solange alles in Ordnung ist bei mir. Wenn ich nicht mehr reagiere, weiß er, dass wir die Situation bald beenden müssen. 
von Fushicho 15 Jan., 2024
Basic Infos für alle Menschen, die mit dem Fesseln beginnen von Seilmaterialien über Verletzungspotentiale und Konsens Kultur.
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Muganawa - Vollkommen präsent im Moment sein und ohne Ziel und ohne festes Bild fesseln
von Fushicho 27 Juni, 2023
Keines dieses Tools ersetzt eine Beratung / Therapie. Es kann zu Anwendungsfehlern kommen, wenn die Übungen ohne professionelle Anleitung durchgeführt werden. 



https://sexualtherapie-beziehungstherapie.de/uebungen/
BodyScan / Orgastische Welle / Orgasmic Yoga 

https://www.sexmedpedia.com/sensate-focus-uebungen/
https://www.beziehungsdynamik.de/uebungen/sensate-focus/
Sensate Fokus Übung 

https://happylibido.org/sexualtherapie-uebungen/
Sexuelle Erregungskurve, Erregungsreise / Öffnung 

Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist   https://www.avant-verlag.de/comics/der-ursprung-der-welt/

Come as you are  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1058704673

Liebe deine Vulva  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1053040431

Vulvina Malbuch  https://www.amazon.de/Vulvina-Coloring-Book-Natacha-Colin/dp/3910590004

The Vulva Gallery  https://www.thevulvagallery.com/webshop/vulvacat-variety

Penis Malbuch  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1046486034

Slut-Shaming, Whorephobia, and the Unfinished Sexual Revolution  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1059557085

How To Be A Confident Hoe... Because slut shaming Is Over  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1047465118


Sakral Chakra Meditation zur Unterstützung im Auflösen von Blockaden  https://femininevibe.podigee.io/b31-geleitete-meditation-sexuelle-blockaden-aufloesen


Yoni und Lingam Massage (die Massage der Genitalien)  z.B. in Form von "Handarbeitsabenden" die regelmäßig angeboten werden


Check-In mit deinem Genital  https://spuervertrauen.de/check-in-genital/


Übungen zur bewussten Körperwahrnehmung und zum In-Kontakt-Kommen mit deinem Genital  https://spuervertrauen.de/gratis-uebung-meditation-sexualitaet/


Vaginismus  https://de.wikipedia.org/wiki/Vaginismus


Ganz viele tolle kurze Veröffentlichungen jenseits des binären Geschlechtersystems:  https://www.transfabel.de/index.php?main_page=index&cPath=61_28


von Fushicho 27 Juni, 2023

Zu alt, zu arm, zu queer, nicht queer genug – auch wenn Lesben, Schwule, bisexuelle, trans* oder inter* Menschen unter sich sind, fühlen sich nicht alle gleichermaßen willkommen und respektiert. 

Victoria spricht in diesem Podcast über ihre Erfahrungen innerhalb der queren Community, über schwarz sein und Tokenism, über Pansexualität und Sexualisiert werden, über Polyamorie und Slut-Shaming. 

Über White Passing und darüber, dass Schwarz keine Farbe ist. 

Vor allem aber darüber, dass ALLE Menschen lernen sollten einander zuzuhören, in einen echten Dialog miteinander zu gehen, voneinander zu lernen, übereinander zu lernen und niemand jemals "perfekt anti-diskriminierend" sein wird. 


von Fushicho 07 Feb., 2023
Mit anderen Frauen Sex haben ist völlig okay, aber mit einem anderen Penis nicht? Warum das ziemlich unlogisch ist erklären wir dir hier im Beitrag zur One Penis Policy.
von Fushicho 07 Feb., 2023
Was macht Sexualität aus und was macht Intimität aus? Oftmals wird in einer Beziehung vorausgesetzt, das klar ist wie der gemeinsame Sex oder die gemeinsame Intimität aussehen. Meistens lohnt es sich darüber zu sprechen!
von Fushicho 07 Feb., 2023
Eifersucht in offener oder polyamorer Beziehung ist ganz normal. Sie ist ein Gefühl wie jedes andere auch und möchte dir etwas über deine Ängste und Bedürfnisse mitteilen.
von Fushicho / Sexualberatung 27 Jan., 2022
Theoretisch haben wir alle in der Schule gelernt, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt, welche das sind und wie man sich schützen kann. 

Ja. Theoretisch. Mehrheitlich waren diese Unterrichts-Situationen doch eher unangenehm, man war froh, wenn das Thema durch war und dachte sich: 

1.) Wird mir schon nicht passieren ich bin ja informiert 
2.) Wenn ich darauf achte Kondome zu nutzen, geht es schon gut 
3.) Das betrifft ja nur Leute, die rumhuren


Zu 1.:
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2016 die " Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen “ vorgestellt. Im Rahmen dieser Strategie wurde eine  Umfrage zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD)  unter knapp 5.000 Teilnehmern zwischen 18 und 75 Jahren durchgeführt. Ein Teil dieser Studie beschäftigt sich mit der Bekanntheit verschiedener sexuell übertragbaren Infektionen. 

HIV/AIDS war mit Abstand die bekannteste STI (71 Prozent). Danach folgt mit knapp 40 Prozent Gonorrhö (auch Tripper genannt) und mit gut 30 Prozent Syphilis. Etwa jedem zehnten Deutschen sind Chlamydien, Genitalherpes und Hepatitis B als Geschlechtskrankheiten geläufig. Seltener wurden Genitalwarzen, Filzläuse und Trichomonaden genannt. 

Vergleichen wir diese Ergebnisse mit den häufigsten Geschlechtskrankheiten Deutschlands: 
Chlamydien 
Trichomonas vaginalis 
Gonokokken /Gonorrhö (Tripper)

Sowohl Chalmydien, als auch die Trichomonaden sind nur mindestens jedem zehnten Deutschen geläufig.
Das ist ein Missverhältnis zwischen Häufigkeit und Bekanntheit. 


Zu 2.:

Kondome schützen sicherlich vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Allerdings können die Erreger auch über den Mund und die Hände übertragen werden, wenn diese Kontakt mit Genitalien haben.  
Der Blowjob gehört zu den zweit-beliebtesten Sexualpraktiken, wird aber nur in sehr seltenen Fällen mit einem Kondom praktiziert. 
Dass es für Oralsex an der Frau auch "Kondome" gibt, sogenannte Lecktücher (alternativ funktionieren auch aufgeschnittene Gummihandschuhe/ Frischhaltefolie) ist nur wenigen bekannt. 
Sich alleinig auf das Verwenden von Kondomen bei penetrativem Sex zu verlassen ist also keine gute Idee. 

Zu 3.: 
Das ist eine extrem Vorurteils-Behaftete Vorstellung. Geschlechtskrankheiten haben nichts damit zu tun "rumzuhuren" und dieser Begriff assoziiert, dass Huren (SexarbeiterINNEN, Prostituierte) grundsätzlich "schmutzig" und mit einem Risiko sich zu infizieren versehen wären. Das ist ein Stigma. Und es entspricht keiner Realität. 
Jeder Mensch, der Sex hat, kann sich auch mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infizieren. Punkt. That's it. 
Genauso, wie jeder Mensch eine Magen-Darm-Grippe, oder eine Erkältung bekommen kann. Viren/Bakterien machen uns krank. Und in der Regel ist das ganze behandelbar. Wir sollten also dringend normalisieren, dass sexuell übertragbare Krankheiten weder selten, noch schmutzig, noch Zeichen von "Rumhurerei" sind. 
von Fushicho / Paarberatung 23 Jan., 2022
Ein häufiges Thema in meinen Beratungen ist, dass Paare berichten die verschiedenen Ebenen, die sie miteinander teilen, also zum Beispiel Eltern sein, Liebende sein, Sexualpartner sein nicht zufriedenstellend leben können.  

Oft dominiert vor allem eine funktionale Ebene und andere sinnlichere Ebenen geraten in den Hintergrund, es entsteht ein Mangelgefühl und eventuell auch Frustration. Letztere vor allem dann häufig, wenn die sexuelle Ebene nicht mehr so präsent ist.  

Besonders eine BDSM-Ebene geht im Beziehungsalltag schnell unter. Irgendwie erscheint nie der richtige Zeitpunkt oder Kontext, um jetzt in die Rollen des Dominanten/ Submissiven zu schlüpfen. Hier empfehle ich Paaren oft, Rituale zu schaffen, die ihnen ermöglichen ihr individuelles Machtverhältnis zu spüren und erleben. Sei es das Anlegen eines Schmuckstückes, das Anleinen zur Nacht, die Servier-Reihenfolge beim Abendessen, ein Kaffee der gebracht wird, ein Knien Abends vor dem zu Bett gehen, und viel mehr was möglich wäre. Solche Rituale lassen sich i.d.R. in den Alltag einbauen und schaffen so Raum sich auch Abseits einer funktionalen Rolle zu erfahren.  

Hilfreich kann außerdem sein, zunächst einmal im Rahmen der Beratung auseinander zu dividieren, welche unterschiedlichen Rollen jeder jeweils überhaupt inne hat, was diese Rollen ausmacht und - im nächsten Schritt aber auch: Wie malt sich der Rolleninhaber diese Rolle aus, welche Rollenerwartungen werden aber auch an ihn gestellt. 

Dieser Abgleich von eigener Rollenvorstellung und den Rollenerwartungen des Partners führt meistens zu einem besseren Verständnis zwischen den Paaren und einer Erkenntnis, woher Konflikt-, und Streit-Dynamiken rühren. Im Anschluss daran lassen sich sowohl Wünsche und Bedürfnisse der Partner, als auch passende Situationen für die jeweiligen Rollen formulieren.
von Fushicho 19 Okt., 2021
Seit über 10 Jahren bin ich in der Welt des BDSM aktiv und habe die unterschiedlichsten Facetten dieser schillernden Welt bewundert, bestaunt, betrachtet und für mich entschieden, was ich davon toll oder persönlich nicht so toll finde. 

Und seit ein paar Jahren nutze ich dieses Wissen auch in meiner Arbeit, sei es als Fessel-Lehrerin oder als Sexual Coach. Ich finde es  persönlich sehr wichtig, als Coach in diesem Bereich nicht nur theoretisches Wissen zu haben, sondern auch Selbsterfahrung. 

Und wenn ich eine Sache sicher weiß, dann dass man nie auslernt, denn Sexualität verändert sich - im Lauf des Lebens, des Alterns, abhängig von Partnern und Lebensumständen. 

Als ich mich entschied mit meinem Partner am Workshop "Feuer" von Kristina Marlen teilzunehmen, wusste ich nur zwei Dinge: 
1.) Kristina Marlen ist eine von mir vielfach bewunderte Frau und allein deshalb wird sich lohnen von ihr zu lernen 
2.) Es würde mein erstes Mal in der Rolle der Teilnehmerin werden und ich war ziemlich nervös 

Und dann gab es auch noch eine dritte Ebene, die aber vor allem eine rein hypothetische Meta-Ebene war, nämlich die, wie mein Partner und ich wohl in der Semi-Öffentlichkeit funktionieren würden. Immerhin ist es ein ziemlich großer Unterschied, privat zu Hause in die Welt des BDSM einzutauchen, oder vor anderen - bis dato fremden - Menschen miteinander in ein intensives Spiel zu gehen. Oder sogar mit anderen? Und was wäre, wenn ich meinen Partner, den ich bisher als sehr souverän und authentisch empfand plötzlich als unsicher erlebe? Klar, das ist menschlich, aber würden wir auch damit umgehen können innerhalb unseres D/s Verhältnis und während wir gerade in einer komplett neuen Situation sind, die uns potentiell beide verunsichert? Und ist es eigentlich sinnvoll in einer so frischen Beziehung an einem Workshop teilzunehmen? 

Ich habe beschlossen, all diese Überlegungen für einen Ausflug in den Wald zu schicken und stattdessen einfach offen und frei für jede Erfahrung zu sein die zu mir kommt, denn wenn sie eines immer sicher tun, dann dich selbst weiterbringen. Gerade in der Wahrnehmung der inneren Widerstände, Grenzen und dem Gefühl des Unbehagen liegt sehr viel Kraft zu wachsen, sich selbst besser zu erkennen und sich zu entwickeln. 

Und so betrat ich Samstag Morgen den Raum und wurde direkt in eine Situation geworfen, die mich vor wenigen Jahren noch in Bedrängnis gebracht hätte. Tanzen am Morgen - einfach so - mit völlig Fremden - Jetzt - auf Knopfdruck. Und alle machten das auch ganz frei und fröhlich, während ich innerlich dachte "Bitte nicht, ich möchte mich setzen, meinen Tee trinken und in meiner Beobachter-Rolle fühle ich mich eigentlich sehr wohl". 

Ich bin nicht zum mitmachen gezwungen worden, aber die Selbstverständlichkeit und Fröhlichkeit aller Tanzenden hat mich einfach mitgerissen. Aus Tanzen wurde auf dem Boden kriechen, sich fangen, übereinander kriechen, nebeneinander, ein ganzer Haufen kriechender Menschen. Fremder Menschen! ABER ich war auch plötzlich ganz körperlich präsent. Hatte gar nicht mehr das Bedürfnis nach einer Beobachter-Rolle, sondern wurde souverän damit körperlich präsent zu sein, mich körperlich zu zeigen, auszudrücken, ganz ohne Kopf und das war eine ziemlich gute Erfahrung die mich denken ließ "Wow, das ist klug, direkt zu Beginn des Workshops mit allen Unsicherheiten brechen und die Teilnehmer mitreißen in die Körperlichkeit und die Aktivität zu gehen, damit das keine lahme Gruppe wird wo jeder erstmal nur guckt aber nichts macht". 

Ich muss an dieser Stelle aber auch ergänzen, dass es sich allein deshalb lohnen könnte, das Tanzen mitzumachen, weil Kristina Marlen ganz sicher die Königin des Körper-Ausdrucks ist und ich bereits vor JAHREN, als ich sie das erste Mal auf einer EURIX (European Rigger Exchange - Festival in Berlin) wahrnahm beeindruckt und ein bisschen angeturnt war, wie gut sie sich bewegt und wie sehr ihr Körper spricht, ganze große Geschichten werden da erzählt. 

Im weiteres Tagesverlauf beschäftigten wir uns mit Grenzen, vor allem damit, dass Grenzen nicht nur etwas mit Nein-Sagen zu tun haben, sondern vor allem auch mit Ja-Sagen! Es reicht nicht aus, bloß zu wissen was man alles nicht will, es ist ebenso wichtig enthusiastisch sagen zu können, was man ganz unbedingt will. Diese Übung habe ich am meisten gemocht, denn es ist ein allgemeines Problem, dass nicht nur Stellenwert in der Sexualität hat, dass Menschen sehr oft nicht wissen, was sie wirklich wollen, was ihre Herzen begehren, wozu sie im Leben AKTIV Ja sagen wollen. 
Die Übung war wichtig, um Grenzbewusstsein und Achtsamkeit im Umgang damit bei allen Teilnehmern nochmal zu schärfen, gleichwohl die Gruppe von Beginn an sehr achtsam auftrat. 

In einer anderen Übung lernten wir unsere Hände als vielfältige Schlaginstrumente kennen und da war ich persönlich überrascht auf wie viele Arten ich Schlagwerkzeuge mit meinen Händen imitieren kann. 

Der Tag endete mit einem - bewusst sportlich gehaltenen - Zirkeltraining, mehreren Stationen mit thematisch sortierten BDSM-Elementen (Flogging / Caning / Wachs / Fixierung) die man zu zweit ausprobieren konnte, um für sich rauszufinden, was einem Lust bereitet und was nicht. Für diese Übung wurde sehr viel Zeit eingeräumt, was ich sehr angenehm fand. 
Wo mein Partner und Ich am Vormittag die Chance genutzt hatten uns auch mit anderen Menschen auszuprobieren (denn wir waren das einzige Paar, dass mit bestehender D/s Konstellation in den Workshop kam) und diese Chance auch sehr genossen haben, denn man lernt mehr, wenn man aus Mustern ausbricht und neue Dinge mit unbekannten Menschen vorsichtig und langsam ausprobiert, haben wir das Zirkeltraining gemeinsam gemacht. Denn es sollte uns in unserer Beziehung Aufschluss darüber geben, was wir miteinander intensiver ausprobieren wollen. UND ich persönlich hätte mir gar nicht vorstellen können in eine - teilweise mit Schmerz verbundene - Intensität mit anderen Menschen zu gehen, in mir wäre es nur zu Abwehrreaktion gekommen, was einerseits daran liegt, dass ich nicht masochistisch bin (der Schmerz selber löst in mir keine Lust aus - nie / einzig und allein dass ich das FÜR jemanden aushalten möchte/muss, dass jemand mich dazu zwingt, usw. bereiten mir Lust) und andererseits daran, dass ich - wie ganz viele Menschen - auch traumatische Anteile in mir habe, die es mir schwer machen, in eine solche körperliche Intensität mit Fremden zu gehen. 
Das war aber völlig unproblematisch, dass wir dort dann als Paar interagiert haben und für uns super aufschlussreich im Labor-Modus zig Spielzeuge auszuprobieren und zu bewerten. 

Kristina Marlen und ihr* Partner* waren die ganze Zeit über präsent, in ruhiger, zulassender, Raum gebender Art und Weise. Jederzeit ansprechbar, aber nie aufdrängend.
In den Demonstrationen - die wirklich schwierig für Workshopleiter sind, denn ad hoc mit seinem Partner in eine intime Situation switchen und währenddessen einem Kurs auch noch etwas erklären, ohne die Aufsichts-, und Fürsorgepflicht gegenüber dem Partner zu vernachlässigen ist schwer - waren beide so wunderbar echt, nahbar, witzig und das tat gut, denn BDSM muss wirklich nicht so ernst sein, es ist auch nur eine Facette der Sexualität, bei der man lachen und Spaß haben darf. 

Die Stimmung im Raum war leicht, annehmend, frei, sexpositiv, neugierig, geschwängert von "Ah's" und "Oh's" und fiependen und stöhnenden Lauten. Ein ganz wunderbarer Raum! 

Mein Abend setzte sich intensiv fort, denn der Tag war so anregend, dass mein Partner und Ich zwar müde und körperlich erschöpft waren, aber dennoch nicht davon abgehalten werden konnten, noch eine sehr intensive Session miteinander zu teilen. 

Tag zwei begann erneut mit Tanzen und aufwärmen (ich hatte mich nun schon damit angefreundet, ein schneller Prozess :-) ) um sich dann den Techniken des Floggings zu widmen. In unterschiedliche Teil-Übungen aufgedröselt bekam jeder Teilnehmer die Möglichkeit sich an beiden Enden des Floggers zu erleben. 

Ein theoretischer Vortrag zu Pain-Processing und sich daran anschließende Mikro-Übungen zur körperlichen Erfahrung vervollständigten die Toolbox um dann nach der Mittagspause gerüstet zu sein, für eine "richtige" Session. Alle Workshop-Teilnehmer zogen sich sexy Klamotten an (wobei ich kritisch anmerken müsste, dass die Männer da sehr viel Luft nach oben hatten, diese blieben nämlich mehrheitlich im Sport-Outfit *zwinker*) und richteten sich Session-Plätze ein mit ihren Wunsch-Tools, die sie verstärkt ausprobieren und einsetzen wollten. Der dominante Part, war jetzt in völliger Service-Rolle, es sollte nicht darum gehen, dass der dominante Part seine Fantasien durchsetzt, sondern den empfangenen Part damit beschenkt, dessen Fantasien zu bedienen. 
Der Raum füllte sich wieder mit Wärme, Stöhnen, den Geräuschen der Peitschen und Paddle und ich selber driftete mit meinem Partner in eine sehr tiefe, sehr ergreifende Session, in der wir vor allem lernten, dass wir auch komplizierte Flugmanöver, kurzentschlossenes Umlenken bei Gefahr des Flugzeugabsturzes, Steilstart und Segelfliegen beherrschen. Ich belasse es an dieser Stelle metaphorisch, aber es war eine gute Erfahrung zu spüren: Wir vertrauen einander so sehr, dass wir hier ganz öffentlich miteinander in eine Edgeplay-Session gehen, wir können Unsicherheiten gemeinsam aushalten, wir können beide auch innerhalb einer Session für uns selber einstehen und uns mitteilen (das war für mich neu, dass ich auch völlig weg gespacet kurz auftauchen und mich klar artikulieren kann, was ich brauche oder wo mein Problem liegt, um dann wieder abzutauchen) und wir wollen das vor allem beide ganz aus unseren Herzen heraus, ganz aus uns selbst heraus motiviert. 

Ich bin - beyond words - dankbar für diese tolle Erfahrung. Kristina Marlen wird jetzt auf noch viel mehr Arten und Weisen von mir bewundert, gleichzeitig habe ich aber auch auf Augenhöhe sehen können, wie ähnlich unsere Ziele und Visionen oft sind, war dankbar als halbe Kollegin trotzdem ganz privat in diesem Kurs sein zu dürfen (und nein, das ist leider nicht selbstverständlich, dass es unter Kollegen ohne Umstände möglich ist in deren Didaktiken und Ansätze reinzuhören/ reinzuprobieren). 

Ich habe - und das war mir aber vorher aufgrund meiner eigenen Expertise klar - persönlich nichts Neues über BDSM Tools und Plays gelernt (sehr wohl aber Einzelheiten, wie den Einsatz der Hände als Schlagwerkzeug), aber ich habe sehr viel Neues über mich, meine Wünsche im Play mit meinem jetzigen Partner, meine Möglichkeiten und Grenzen gelernt und vor allem habe ich gelernt, dass ich im Verlauf der letzten Jahre sehr bei mir selbst und meiner Sexualität angekommen bin und sehr gut für mich einstehen und sorgen kann. Eine wertvolle Spiegelung die ich mitnehmen darf. 

Obwohl ich also nicht die primäre Zielgruppe dieses Workshops war, war er sehr bereichernd für mich. 


DANKE! An Kristina Marlen, Partner*, ihr Team, die Workshop-Teilnehmer, meinen Partner und auch an mich selbst. 


Mehr zu Kristina Marlen:  https://www.marlen.me  (Das Bild stammt auch von ihrer Homepage) 
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