Was ist Semenawa?

Semenawa ist nicht Brutalität!
Semenawa wird frei übersetzt häufig mit "Torture Rope" oder "Folter Seil" betitelt. Letzteres ist zumindest die wörtliche Übersetzung aus dem japanischen, führt jedoch häufig zu falschen Assoziationen dahingehend, als das viele Menschen meinen Semenawa müsse weh tun und es würde zwingend darum gehen, dem gefesselten Partner mit dem Seil Schmerzen zu bereiten. Dem ist nicht so!
Wir sagen immer: Um jemandem mit Seil einfach nur weh zu tun, muss niemand einen Fesselkurs machen. Das können schon Kinder beim spielen im Kindergarten, wenn der Verbrecher spielerisch gefesselt werden. Jeder Erwachsene weiß, dass es eine Frage von Kraft und Hebel ist mit Seil schmerzhaft einzuschneiden.
Bei Semenawa geht es weniger um das zufügen von Schmerzen, als eher um die Hingabe und Aufgabe. Semenawa bedeutet eher "Grenzerfahrung".
Gemeinsam und progressiv eine Steigerung der Intensität und Restriktivität in der Session aufzubauen. Sich gemeinsam einer physischen oder psychischen Grenze zu nähern. Diese Anstrengung als gefesselter Part für jemanden aushalten zu WOLLEN. Sich ganz in diese Aufgabe hineinzugeben.
Semenawa erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl um den schmalen Grad zwischen Grenzerfahrung und Grenzverletzung zu wahren
(wir gehen hier der Einfachheit halber zunächst davon aus, dass die Grenzverletzung eine Negativ-Erfahrung wäre, wohl wissend, dass es auch eine konsensuelle/ einvernehmliche Form der Grenzverletzung geben kann).
Es ist eine Reise in die eigenen Abgründe, denn man erfährt sich in Situationen, in denen man sich zuvor vielleicht nicht hätte vorstellen können zu sein. Durch ein kontrolliertes (!), progressives und achtsames aufbauen der Session, geht dann aber oft plötzlich doch viel mehr, als man ursprünglich für möglich gehalten hätte.
Im Semenawa gibt es während einer Fessel-Session häufig den Moment, in dem man sich als gefesselter Part fragt "Wie soll ich das weiter aushalten, ich werde bestimmt sterben". Was nun dramatisch klingt, wird im Moment selbst jedoch oft mit großer Friedlichkeit empfunden (und ist faktisch natürlich sehr weit vom Tod entfernt). Sich in einer körperlich oder psychisch maximal herausfordernden Situation zu befinden wird sehr bewusst erlebt, dabei jedoch wenn es gelingt sich hinzugeben, großer Frieden und Ruhe empfunden.
Die Herausforderungen denen man sich im Semenawa stellt können sowohl sein, dass eine Fesselung sehr schmerzintensiv ist, als auch dass sie die Atemmöglichkeiten einschränkt, dass sie die Mobilität vollständig einschränkt und sich der gefesselte Partner keinen Millimeter mehr bewegen kann und daraus resultierend, dass auch psychologisch bedingt durch Enge, Schmerz, Restriktion, scheinbare Ausweglosigkeit ein Auf und Ab aus Kämpfen und Aufgeben, Annahme und Aufbäumen stattfindet, bis sich der eben beschriebene innere Frieden einstellt (oder auch nicht, manchmal lässt er sich nicht finden und etwas ist und bleibt einfach schwierig und unangenehm. Das kann an der Fesselung liegen, die man vielleicht einfach nicht mag oder ertragen kann, oder auch an der Tagesform. Und hier gilt es eben zuzuhören als Fesselnder, damit aus Grenzerfahrung nicht Grenzverletzung wird und man erkennt, dass sich keine Annahme und Hingabe einstellt).
Besonders wichtig ist es, dass beide Partner sich sicher fühlen. Auch der Fesselnde muss sich sicher damit fühlen, jemanden an seine Grenzen zu führen und souverän in der Interpretation der Reaktion des gefesselten Partners fühlen. Nur gemeinsam, als Team, als partner in crime gelingt es die steile Etappe bis zur Bergspitze zu erklimmen.
Wichtig ist auch, dass der gefesselte Partner nicht einfach nur mit aller Kraft versucht eine Akzeptanz zu finden, egal welche Art von Schmerz oder Leid oder Diskomfort er gerade erträgt, sondern für sich entscheiden kann, dass die Situation in der er sich befindet, trotz allen Diskomfort oder aller damit einhergehender Herausforderung positiv ist.
Dazu braucht es in der Regel ein Mindestmaß an Erfahrung, denn sinnvoller Weise reagieren Kopf und Körper auf eine neue Schmerz-, oder Intensitätserfahrung oft zuerst mit Schreck und Zurückziehen (Fluchtinstinkt). Angst sich zu verletzen oder Schaden zu nehmen wird spürbar. Diese natürliche Schutzreaktion ist wichtig und erst mit der Zeit lernen Körper und Kopf, dass trotz intensiver Impulse die einwirken, keine ernste Gefahr besteht.
Das heißt auch der gefesselte Partner hat natürlich Einfluss darauf, ob es bei einer Grenzerfahrung bleibt oder zu einer Grenzverletzung wird.




