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Übersicht Fesseltechniken (Oberkörper)

  • von Fushicho
  • 07 Juni, 2019
Wir fassen hier für euch zusammen, wie variationsreich eure Lernmöglichkeiten in Bezug auf Oberkörperfesselungen bei uns sind. 

Jede Oberkörperfesselung wird individuell an den Körper des gefesselten angepasst in Bezug auf Placement, Tension Ästhetik und Struktur. 

Nicht alle Oberkörperfesselungen funktionieren universell für jeden Zweck/jede Suspension. 

Manche Fesselungen sehen sich optisch ähnlich, sind aber in ihrer technischen Struktur dennoch sehr verschieden und verhalten sich daher auch am Körper und unter Belastung unterschiedlich. 

Dieser Beitrag gilt lediglich der Übersicht an Möglichkeiten und Varianten, nicht der detaillierten Erläuterung aller Vor-, und Nachteile, sowie spezifischen Risiken und Nebenwirkungen. Fragt uns dazu bitte einfach nach, oder kommt in unseren Unterricht. 

Wir möchten zeigen: Es gibt für jeden Geschmack, Zweck und Körper eine passende Fesselung! 

Fushicho-TK mit zwei Seilen (stammlos) 

Unsere hauseigene Version einer dem Naka-Style nachempfundenen klassischen Oberkörperfesselung mit den Händen hinter dem Rücken. Im Gegensatz zur Naka-, oder KinbakuLuXuria Version, knüpfen wir Seil an, da gerade unerfahren Schüler_innen auf diese Art leichter fällt, eine gleichmäßige Tension auf den Seilen zu halten. Die Fushicho-TK besteht aus Ober-, und Unterbrustlage, X-, und L-Frictions. 

KinbakuLuXuria TK / Naka-Gote (unsere Interpretation) 

Von Riccardo Wildties weiterentwickelte Version des original Naka-Gote, auf europäische Sicherheitsstandards und Körper angepasst. 

Reverse TK (any Style) 

Die eigentliche Rückseite der TK wandert auf die Front des Körpers, so sind die Arme des Gefesselten vor der Brust, was für viele unerfahrene Gefesselte eine angenehmere Position darstellt. Die Arme sind weniger stabil eingebunden, es besteht dadurch ein Rest Bewegungsspielraum, der präventiv gegen das einschlafen der Hände wirken kann. Auch bei Schulterbeschwerden eine gute Option, um dennoch die Technik einer TK studieren zu können. 

One Arm in front, One in the back TK 

Für Gefesselte, die sich langsam an das Gefühl auf dem Rücken gefesselter Arme heranwagen möchten, den belasteten Arm aber dennoch gerne geschützter vor dem Körper tragen möchten. Oder auch für Menschen mit Schulterbeschwerden in einer Schulter (diese kommt dann vor den Körper). 

Zig verschiedene 3.Seil Versionen

Je nach angestrebtem Fesselziel lässt sich durch das anbringen spezifischer 3.Seile an eine TK Grundstruktur (Ober-, und Unterbrustlage) eine verbesserte Struktur, Tragkraft, Lastenverteilung oder mehr Komfort erzielen. 
Es gibt nicht die eine Version, die für jedes Fesselziel funktioniert, sondern zig Möglichkeiten dritte Seile anzulegen. Hier ein kleiner Einblick in die Möglichkeiten: 

Wonder TK (invented by Fushicho)

Die Wonder-TK ist ein Hybrid aus TK (Oberbrustlage) und Chest-Harness (Hishi-Muster). Dadurch, dass sie nur aus einer Oberbrustlage besteht, treten die sonst unter Umständen in TKs auftretenden Probleme einschlafender Hände oder Nervenproblematiken meistens nicht auf, das Hishi-Muster um den Torso garantiert eine flächige Lastenverteilung. Anders als ausschließlich in einem Chest-Harness zu hängen, verteilt sich die Last zwischen Torso und Armen gleichmäßig. 

Jiai-Fesselung (Hab-mich-lieb) 

Die Jiai-Fesselung bietet ein besonders geschütztes Gefühl für den Gefesselten, denn die eng vor dem Körper in einen Käfig aus Seilen gebundenen Arme vermitteln Geborgenheit und Halt. Durch die Arme vor dem Körper ist das Risiko eines Nervenschaden etwas minimiert, die Fesselung ist für Menschen mit limitierter Schulterflexibilität sehr komfortabel. Sie eignet sich als Allrounder-Alternative zur TK für beinahe jede Suspension. 

Hishi-TK mit Armbelastung 

Das Hishi-Muster auf der Front verteilt die Last flächig und breit. Gleichzeitig wirken Hishi immer auch wie Federn, dass heißt sie können Spielraum in die Fesselung geben, dies muss beim anfesseln berücksichtig werden. 

Hishi-TK als Chest-Harness (ohne Armbelastung) 

Der Allrounder der Chest-Harnesse, die Arme können komplett frei bleiben, oder wie nachfolgend gezeigt auch in Tenge-Position, in eine Pseudo-TK-Haltung (ohne Last) hinter den Rücken, über den Kopf gefesselt werden. 
Armsfree (oben) / Tengu-Version (unten) 
Pseudo-TK-Haltung - Arme auf dem Rücken mit Hojo-Schellen (unten) 

Misungui Harness (von Gorgone) 

Als Gorgone uns 2016 besuchen kam, erfand sie kurzerhand am Abend vor dem Workshop Wochenende einen neuen Chest-Harness für ihre Partnerin Misungui. Der Misungui-Harness war geboren. Die Belastung ist rein auf dem Torso, die Arme dennoch hinter den Rücken gebunden. 

Niju Bishi als TK und als Chest Harness 

Als Chest-Harness abgewandelte Form der Niju-Bishi Fesselung (die im Original mit Armbelastung einhergeht). Breite Lastenverteilung, möglicher Federeffekt durch Hishis. 

Inspired by Spellbound-TK (by Gestalta)

Gestalta hat mit ihrer Spellbound-TK eine Oberkörperfesselung zur Verfügung gestellt, die ebenfalls (wie unsere Wonder-TK) ein Hybrid aus TK und Chest-Harness ist. 
Wir haben die Fesseltechnik als reinen Chest-Harness adaptiert. 

Shinju-TK (armsfree)

Shinnju-Fesselungen sind Oberkörperfesselungen mit einfachen Traglagen oberhalb und unterhalb der Brust die rein um den Torso verlaufen. Diese Fesselung geht sehr schnell, ist technisch simpel und ermöglicht klassische TK-Fesseltechniken ohne Armbelastung zu trainieren (auch z.B. verschiedene 3.Seil Techniken aus dem Naka Style). 
In einer Version, in der die Arme so unterhalb des Kinns fixiert werden, dass ein Gefühl der Selbst-Strangulation entsteht:

Armflöte suspensiongeeignet 

Die Arme vor dem Körper zur Flöte gebunden und mit einer Oberkörper-Traglage, sowie einer Torso-Unterbrustlage versehen. 

Strappado 

Auf dem Rücken flötenartig zusammengebundene Arme. Geeignet für Suspension.
Komfortable Hojo-Schellen Version bei inflexibleren Schultern. Nicht geeignet für Suspensions. 

Chaos-Strukturen by Zor Neurobashing 

Das Chaos nicht pure Beliebigkeit bedeutet, sondern eine große Grundkenntnis von Fesseltechniken und -prinzipien erfordert betont Zor immer wieder. Seine Oberkörperfesselung bedient sich einer Grundstruktur (erstes Bild) die dann auf beliebige Art und Weise erweitert und ergänzt werden kann (zweites Bild). 

Teppo (Krieger-Position) 

Beim Teppo wird ein Arm hinter den Kopf/Nacken und ein Arm hinter den Rücken gefesselt. 

Usagi Shibari 

Usagi ist das japanische Wort für Hase, hiermit ist das Bunny-Bondage gemeint, bei dem die Arme hinter den Kopf gefesselt werden und die Ellenbogen Hasenohren bilden. Usagi-Shibari kann auch Suspension-geeignet gefesselt werden. 

Kruzifikation 

Die Arme werden ausgestreckt links und rechts vom Körper an einer Stange fixiert gefesselt. 

Hojo-Fesselungen

Hojo-Fesselungen sind Fesselungen, die meist überwiegend ihre Struktur auf dem Rücken des Gefesselten haben und wenig bis gar nichts sichtbar in der Front. Es sind schnelle und effektive (in Bezug auf Restriktivität) Techniken. Es gibt hunderte verschiedene Versionen, die wir hier nicht alle zeigen können. Hojo-Fesselungen sind in der Regel nicht für Suspensions geeignet. 
von Fushicho 15 Jan., 2024
Basic Infos für alle Menschen, die mit dem Fesseln beginnen von Seilmaterialien über Verletzungspotentiale und Konsens Kultur.
von Lecia Fushicho 11 Nov., 2023
Muganawa - Vollkommen präsent im Moment sein und ohne Ziel und ohne festes Bild fesseln
von Fushicho 27 Juni, 2023
Keines dieses Tools ersetzt eine Beratung / Therapie. Es kann zu Anwendungsfehlern kommen, wenn die Übungen ohne professionelle Anleitung durchgeführt werden. 



https://sexualtherapie-beziehungstherapie.de/uebungen/
BodyScan / Orgastische Welle / Orgasmic Yoga 

https://www.sexmedpedia.com/sensate-focus-uebungen/
https://www.beziehungsdynamik.de/uebungen/sensate-focus/
Sensate Fokus Übung 

https://happylibido.org/sexualtherapie-uebungen/
Sexuelle Erregungskurve, Erregungsreise / Öffnung 

Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist   https://www.avant-verlag.de/comics/der-ursprung-der-welt/

Come as you are  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1058704673

Liebe deine Vulva  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1053040431

Vulvina Malbuch  https://www.amazon.de/Vulvina-Coloring-Book-Natacha-Colin/dp/3910590004

The Vulva Gallery  https://www.thevulvagallery.com/webshop/vulvacat-variety

Penis Malbuch  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1046486034

Slut-Shaming, Whorephobia, and the Unfinished Sexual Revolution  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1059557085

How To Be A Confident Hoe... Because slut shaming Is Over  https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1047465118


Sakral Chakra Meditation zur Unterstützung im Auflösen von Blockaden  https://femininevibe.podigee.io/b31-geleitete-meditation-sexuelle-blockaden-aufloesen


Yoni und Lingam Massage (die Massage der Genitalien)  z.B. in Form von "Handarbeitsabenden" die regelmäßig angeboten werden


Check-In mit deinem Genital  https://spuervertrauen.de/check-in-genital/


Übungen zur bewussten Körperwahrnehmung und zum In-Kontakt-Kommen mit deinem Genital  https://spuervertrauen.de/gratis-uebung-meditation-sexualitaet/


Vaginismus  https://de.wikipedia.org/wiki/Vaginismus


Ganz viele tolle kurze Veröffentlichungen jenseits des binären Geschlechtersystems:  https://www.transfabel.de/index.php?main_page=index&cPath=61_28


von Fushicho 27 Juni, 2023

Zu alt, zu arm, zu queer, nicht queer genug – auch wenn Lesben, Schwule, bisexuelle, trans* oder inter* Menschen unter sich sind, fühlen sich nicht alle gleichermaßen willkommen und respektiert. 

Victoria spricht in diesem Podcast über ihre Erfahrungen innerhalb der queren Community, über schwarz sein und Tokenism, über Pansexualität und Sexualisiert werden, über Polyamorie und Slut-Shaming. 

Über White Passing und darüber, dass Schwarz keine Farbe ist. 

Vor allem aber darüber, dass ALLE Menschen lernen sollten einander zuzuhören, in einen echten Dialog miteinander zu gehen, voneinander zu lernen, übereinander zu lernen und niemand jemals "perfekt anti-diskriminierend" sein wird. 


von Fushicho 07 Feb., 2023
Mit anderen Frauen Sex haben ist völlig okay, aber mit einem anderen Penis nicht? Warum das ziemlich unlogisch ist erklären wir dir hier im Beitrag zur One Penis Policy.
von Fushicho 07 Feb., 2023
Was macht Sexualität aus und was macht Intimität aus? Oftmals wird in einer Beziehung vorausgesetzt, das klar ist wie der gemeinsame Sex oder die gemeinsame Intimität aussehen. Meistens lohnt es sich darüber zu sprechen!
von Fushicho 07 Feb., 2023
Eifersucht in offener oder polyamorer Beziehung ist ganz normal. Sie ist ein Gefühl wie jedes andere auch und möchte dir etwas über deine Ängste und Bedürfnisse mitteilen.
von Fushicho / Sexualberatung 27 Jan., 2022
Theoretisch haben wir alle in der Schule gelernt, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt, welche das sind und wie man sich schützen kann. 

Ja. Theoretisch. Mehrheitlich waren diese Unterrichts-Situationen doch eher unangenehm, man war froh, wenn das Thema durch war und dachte sich: 

1.) Wird mir schon nicht passieren ich bin ja informiert 
2.) Wenn ich darauf achte Kondome zu nutzen, geht es schon gut 
3.) Das betrifft ja nur Leute, die rumhuren


Zu 1.:
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2016 die " Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen “ vorgestellt. Im Rahmen dieser Strategie wurde eine  Umfrage zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD)  unter knapp 5.000 Teilnehmern zwischen 18 und 75 Jahren durchgeführt. Ein Teil dieser Studie beschäftigt sich mit der Bekanntheit verschiedener sexuell übertragbaren Infektionen. 

HIV/AIDS war mit Abstand die bekannteste STI (71 Prozent). Danach folgt mit knapp 40 Prozent Gonorrhö (auch Tripper genannt) und mit gut 30 Prozent Syphilis. Etwa jedem zehnten Deutschen sind Chlamydien, Genitalherpes und Hepatitis B als Geschlechtskrankheiten geläufig. Seltener wurden Genitalwarzen, Filzläuse und Trichomonaden genannt. 

Vergleichen wir diese Ergebnisse mit den häufigsten Geschlechtskrankheiten Deutschlands: 
Chlamydien 
Trichomonas vaginalis 
Gonokokken /Gonorrhö (Tripper)

Sowohl Chalmydien, als auch die Trichomonaden sind nur mindestens jedem zehnten Deutschen geläufig.
Das ist ein Missverhältnis zwischen Häufigkeit und Bekanntheit. 


Zu 2.:

Kondome schützen sicherlich vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Allerdings können die Erreger auch über den Mund und die Hände übertragen werden, wenn diese Kontakt mit Genitalien haben.  
Der Blowjob gehört zu den zweit-beliebtesten Sexualpraktiken, wird aber nur in sehr seltenen Fällen mit einem Kondom praktiziert. 
Dass es für Oralsex an der Frau auch "Kondome" gibt, sogenannte Lecktücher (alternativ funktionieren auch aufgeschnittene Gummihandschuhe/ Frischhaltefolie) ist nur wenigen bekannt. 
Sich alleinig auf das Verwenden von Kondomen bei penetrativem Sex zu verlassen ist also keine gute Idee. 

Zu 3.: 
Das ist eine extrem Vorurteils-Behaftete Vorstellung. Geschlechtskrankheiten haben nichts damit zu tun "rumzuhuren" und dieser Begriff assoziiert, dass Huren (SexarbeiterINNEN, Prostituierte) grundsätzlich "schmutzig" und mit einem Risiko sich zu infizieren versehen wären. Das ist ein Stigma. Und es entspricht keiner Realität. 
Jeder Mensch, der Sex hat, kann sich auch mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infizieren. Punkt. That's it. 
Genauso, wie jeder Mensch eine Magen-Darm-Grippe, oder eine Erkältung bekommen kann. Viren/Bakterien machen uns krank. Und in der Regel ist das ganze behandelbar. Wir sollten also dringend normalisieren, dass sexuell übertragbare Krankheiten weder selten, noch schmutzig, noch Zeichen von "Rumhurerei" sind. 
von Fushicho / Paarberatung 23 Jan., 2022
Ein häufiges Thema in meinen Beratungen ist, dass Paare berichten die verschiedenen Ebenen, die sie miteinander teilen, also zum Beispiel Eltern sein, Liebende sein, Sexualpartner sein nicht zufriedenstellend leben können.  

Oft dominiert vor allem eine funktionale Ebene und andere sinnlichere Ebenen geraten in den Hintergrund, es entsteht ein Mangelgefühl und eventuell auch Frustration. Letztere vor allem dann häufig, wenn die sexuelle Ebene nicht mehr so präsent ist.  

Besonders eine BDSM-Ebene geht im Beziehungsalltag schnell unter. Irgendwie erscheint nie der richtige Zeitpunkt oder Kontext, um jetzt in die Rollen des Dominanten/ Submissiven zu schlüpfen. Hier empfehle ich Paaren oft, Rituale zu schaffen, die ihnen ermöglichen ihr individuelles Machtverhältnis zu spüren und erleben. Sei es das Anlegen eines Schmuckstückes, das Anleinen zur Nacht, die Servier-Reihenfolge beim Abendessen, ein Kaffee der gebracht wird, ein Knien Abends vor dem zu Bett gehen, und viel mehr was möglich wäre. Solche Rituale lassen sich i.d.R. in den Alltag einbauen und schaffen so Raum sich auch Abseits einer funktionalen Rolle zu erfahren.  

Hilfreich kann außerdem sein, zunächst einmal im Rahmen der Beratung auseinander zu dividieren, welche unterschiedlichen Rollen jeder jeweils überhaupt inne hat, was diese Rollen ausmacht und - im nächsten Schritt aber auch: Wie malt sich der Rolleninhaber diese Rolle aus, welche Rollenerwartungen werden aber auch an ihn gestellt. 

Dieser Abgleich von eigener Rollenvorstellung und den Rollenerwartungen des Partners führt meistens zu einem besseren Verständnis zwischen den Paaren und einer Erkenntnis, woher Konflikt-, und Streit-Dynamiken rühren. Im Anschluss daran lassen sich sowohl Wünsche und Bedürfnisse der Partner, als auch passende Situationen für die jeweiligen Rollen formulieren.
von Fushicho 19 Okt., 2021
Seit über 10 Jahren bin ich in der Welt des BDSM aktiv und habe die unterschiedlichsten Facetten dieser schillernden Welt bewundert, bestaunt, betrachtet und für mich entschieden, was ich davon toll oder persönlich nicht so toll finde. 

Und seit ein paar Jahren nutze ich dieses Wissen auch in meiner Arbeit, sei es als Fessel-Lehrerin oder als Sexual Coach. Ich finde es  persönlich sehr wichtig, als Coach in diesem Bereich nicht nur theoretisches Wissen zu haben, sondern auch Selbsterfahrung. 

Und wenn ich eine Sache sicher weiß, dann dass man nie auslernt, denn Sexualität verändert sich - im Lauf des Lebens, des Alterns, abhängig von Partnern und Lebensumständen. 

Als ich mich entschied mit meinem Partner am Workshop "Feuer" von Kristina Marlen teilzunehmen, wusste ich nur zwei Dinge: 
1.) Kristina Marlen ist eine von mir vielfach bewunderte Frau und allein deshalb wird sich lohnen von ihr zu lernen 
2.) Es würde mein erstes Mal in der Rolle der Teilnehmerin werden und ich war ziemlich nervös 

Und dann gab es auch noch eine dritte Ebene, die aber vor allem eine rein hypothetische Meta-Ebene war, nämlich die, wie mein Partner und ich wohl in der Semi-Öffentlichkeit funktionieren würden. Immerhin ist es ein ziemlich großer Unterschied, privat zu Hause in die Welt des BDSM einzutauchen, oder vor anderen - bis dato fremden - Menschen miteinander in ein intensives Spiel zu gehen. Oder sogar mit anderen? Und was wäre, wenn ich meinen Partner, den ich bisher als sehr souverän und authentisch empfand plötzlich als unsicher erlebe? Klar, das ist menschlich, aber würden wir auch damit umgehen können innerhalb unseres D/s Verhältnis und während wir gerade in einer komplett neuen Situation sind, die uns potentiell beide verunsichert? Und ist es eigentlich sinnvoll in einer so frischen Beziehung an einem Workshop teilzunehmen? 

Ich habe beschlossen, all diese Überlegungen für einen Ausflug in den Wald zu schicken und stattdessen einfach offen und frei für jede Erfahrung zu sein die zu mir kommt, denn wenn sie eines immer sicher tun, dann dich selbst weiterbringen. Gerade in der Wahrnehmung der inneren Widerstände, Grenzen und dem Gefühl des Unbehagen liegt sehr viel Kraft zu wachsen, sich selbst besser zu erkennen und sich zu entwickeln. 

Und so betrat ich Samstag Morgen den Raum und wurde direkt in eine Situation geworfen, die mich vor wenigen Jahren noch in Bedrängnis gebracht hätte. Tanzen am Morgen - einfach so - mit völlig Fremden - Jetzt - auf Knopfdruck. Und alle machten das auch ganz frei und fröhlich, während ich innerlich dachte "Bitte nicht, ich möchte mich setzen, meinen Tee trinken und in meiner Beobachter-Rolle fühle ich mich eigentlich sehr wohl". 

Ich bin nicht zum mitmachen gezwungen worden, aber die Selbstverständlichkeit und Fröhlichkeit aller Tanzenden hat mich einfach mitgerissen. Aus Tanzen wurde auf dem Boden kriechen, sich fangen, übereinander kriechen, nebeneinander, ein ganzer Haufen kriechender Menschen. Fremder Menschen! ABER ich war auch plötzlich ganz körperlich präsent. Hatte gar nicht mehr das Bedürfnis nach einer Beobachter-Rolle, sondern wurde souverän damit körperlich präsent zu sein, mich körperlich zu zeigen, auszudrücken, ganz ohne Kopf und das war eine ziemlich gute Erfahrung die mich denken ließ "Wow, das ist klug, direkt zu Beginn des Workshops mit allen Unsicherheiten brechen und die Teilnehmer mitreißen in die Körperlichkeit und die Aktivität zu gehen, damit das keine lahme Gruppe wird wo jeder erstmal nur guckt aber nichts macht". 

Ich muss an dieser Stelle aber auch ergänzen, dass es sich allein deshalb lohnen könnte, das Tanzen mitzumachen, weil Kristina Marlen ganz sicher die Königin des Körper-Ausdrucks ist und ich bereits vor JAHREN, als ich sie das erste Mal auf einer EURIX (European Rigger Exchange - Festival in Berlin) wahrnahm beeindruckt und ein bisschen angeturnt war, wie gut sie sich bewegt und wie sehr ihr Körper spricht, ganze große Geschichten werden da erzählt. 

Im weiteres Tagesverlauf beschäftigten wir uns mit Grenzen, vor allem damit, dass Grenzen nicht nur etwas mit Nein-Sagen zu tun haben, sondern vor allem auch mit Ja-Sagen! Es reicht nicht aus, bloß zu wissen was man alles nicht will, es ist ebenso wichtig enthusiastisch sagen zu können, was man ganz unbedingt will. Diese Übung habe ich am meisten gemocht, denn es ist ein allgemeines Problem, dass nicht nur Stellenwert in der Sexualität hat, dass Menschen sehr oft nicht wissen, was sie wirklich wollen, was ihre Herzen begehren, wozu sie im Leben AKTIV Ja sagen wollen. 
Die Übung war wichtig, um Grenzbewusstsein und Achtsamkeit im Umgang damit bei allen Teilnehmern nochmal zu schärfen, gleichwohl die Gruppe von Beginn an sehr achtsam auftrat. 

In einer anderen Übung lernten wir unsere Hände als vielfältige Schlaginstrumente kennen und da war ich persönlich überrascht auf wie viele Arten ich Schlagwerkzeuge mit meinen Händen imitieren kann. 

Der Tag endete mit einem - bewusst sportlich gehaltenen - Zirkeltraining, mehreren Stationen mit thematisch sortierten BDSM-Elementen (Flogging / Caning / Wachs / Fixierung) die man zu zweit ausprobieren konnte, um für sich rauszufinden, was einem Lust bereitet und was nicht. Für diese Übung wurde sehr viel Zeit eingeräumt, was ich sehr angenehm fand. 
Wo mein Partner und Ich am Vormittag die Chance genutzt hatten uns auch mit anderen Menschen auszuprobieren (denn wir waren das einzige Paar, dass mit bestehender D/s Konstellation in den Workshop kam) und diese Chance auch sehr genossen haben, denn man lernt mehr, wenn man aus Mustern ausbricht und neue Dinge mit unbekannten Menschen vorsichtig und langsam ausprobiert, haben wir das Zirkeltraining gemeinsam gemacht. Denn es sollte uns in unserer Beziehung Aufschluss darüber geben, was wir miteinander intensiver ausprobieren wollen. UND ich persönlich hätte mir gar nicht vorstellen können in eine - teilweise mit Schmerz verbundene - Intensität mit anderen Menschen zu gehen, in mir wäre es nur zu Abwehrreaktion gekommen, was einerseits daran liegt, dass ich nicht masochistisch bin (der Schmerz selber löst in mir keine Lust aus - nie / einzig und allein dass ich das FÜR jemanden aushalten möchte/muss, dass jemand mich dazu zwingt, usw. bereiten mir Lust) und andererseits daran, dass ich - wie ganz viele Menschen - auch traumatische Anteile in mir habe, die es mir schwer machen, in eine solche körperliche Intensität mit Fremden zu gehen. 
Das war aber völlig unproblematisch, dass wir dort dann als Paar interagiert haben und für uns super aufschlussreich im Labor-Modus zig Spielzeuge auszuprobieren und zu bewerten. 

Kristina Marlen und ihr* Partner* waren die ganze Zeit über präsent, in ruhiger, zulassender, Raum gebender Art und Weise. Jederzeit ansprechbar, aber nie aufdrängend.
In den Demonstrationen - die wirklich schwierig für Workshopleiter sind, denn ad hoc mit seinem Partner in eine intime Situation switchen und währenddessen einem Kurs auch noch etwas erklären, ohne die Aufsichts-, und Fürsorgepflicht gegenüber dem Partner zu vernachlässigen ist schwer - waren beide so wunderbar echt, nahbar, witzig und das tat gut, denn BDSM muss wirklich nicht so ernst sein, es ist auch nur eine Facette der Sexualität, bei der man lachen und Spaß haben darf. 

Die Stimmung im Raum war leicht, annehmend, frei, sexpositiv, neugierig, geschwängert von "Ah's" und "Oh's" und fiependen und stöhnenden Lauten. Ein ganz wunderbarer Raum! 

Mein Abend setzte sich intensiv fort, denn der Tag war so anregend, dass mein Partner und Ich zwar müde und körperlich erschöpft waren, aber dennoch nicht davon abgehalten werden konnten, noch eine sehr intensive Session miteinander zu teilen. 

Tag zwei begann erneut mit Tanzen und aufwärmen (ich hatte mich nun schon damit angefreundet, ein schneller Prozess :-) ) um sich dann den Techniken des Floggings zu widmen. In unterschiedliche Teil-Übungen aufgedröselt bekam jeder Teilnehmer die Möglichkeit sich an beiden Enden des Floggers zu erleben. 

Ein theoretischer Vortrag zu Pain-Processing und sich daran anschließende Mikro-Übungen zur körperlichen Erfahrung vervollständigten die Toolbox um dann nach der Mittagspause gerüstet zu sein, für eine "richtige" Session. Alle Workshop-Teilnehmer zogen sich sexy Klamotten an (wobei ich kritisch anmerken müsste, dass die Männer da sehr viel Luft nach oben hatten, diese blieben nämlich mehrheitlich im Sport-Outfit *zwinker*) und richteten sich Session-Plätze ein mit ihren Wunsch-Tools, die sie verstärkt ausprobieren und einsetzen wollten. Der dominante Part, war jetzt in völliger Service-Rolle, es sollte nicht darum gehen, dass der dominante Part seine Fantasien durchsetzt, sondern den empfangenen Part damit beschenkt, dessen Fantasien zu bedienen. 
Der Raum füllte sich wieder mit Wärme, Stöhnen, den Geräuschen der Peitschen und Paddle und ich selber driftete mit meinem Partner in eine sehr tiefe, sehr ergreifende Session, in der wir vor allem lernten, dass wir auch komplizierte Flugmanöver, kurzentschlossenes Umlenken bei Gefahr des Flugzeugabsturzes, Steilstart und Segelfliegen beherrschen. Ich belasse es an dieser Stelle metaphorisch, aber es war eine gute Erfahrung zu spüren: Wir vertrauen einander so sehr, dass wir hier ganz öffentlich miteinander in eine Edgeplay-Session gehen, wir können Unsicherheiten gemeinsam aushalten, wir können beide auch innerhalb einer Session für uns selber einstehen und uns mitteilen (das war für mich neu, dass ich auch völlig weg gespacet kurz auftauchen und mich klar artikulieren kann, was ich brauche oder wo mein Problem liegt, um dann wieder abzutauchen) und wir wollen das vor allem beide ganz aus unseren Herzen heraus, ganz aus uns selbst heraus motiviert. 

Ich bin - beyond words - dankbar für diese tolle Erfahrung. Kristina Marlen wird jetzt auf noch viel mehr Arten und Weisen von mir bewundert, gleichzeitig habe ich aber auch auf Augenhöhe sehen können, wie ähnlich unsere Ziele und Visionen oft sind, war dankbar als halbe Kollegin trotzdem ganz privat in diesem Kurs sein zu dürfen (und nein, das ist leider nicht selbstverständlich, dass es unter Kollegen ohne Umstände möglich ist in deren Didaktiken und Ansätze reinzuhören/ reinzuprobieren). 

Ich habe - und das war mir aber vorher aufgrund meiner eigenen Expertise klar - persönlich nichts Neues über BDSM Tools und Plays gelernt (sehr wohl aber Einzelheiten, wie den Einsatz der Hände als Schlagwerkzeug), aber ich habe sehr viel Neues über mich, meine Wünsche im Play mit meinem jetzigen Partner, meine Möglichkeiten und Grenzen gelernt und vor allem habe ich gelernt, dass ich im Verlauf der letzten Jahre sehr bei mir selbst und meiner Sexualität angekommen bin und sehr gut für mich einstehen und sorgen kann. Eine wertvolle Spiegelung die ich mitnehmen darf. 

Obwohl ich also nicht die primäre Zielgruppe dieses Workshops war, war er sehr bereichernd für mich. 


DANKE! An Kristina Marlen, Partner*, ihr Team, die Workshop-Teilnehmer, meinen Partner und auch an mich selbst. 


Mehr zu Kristina Marlen:  https://www.marlen.me  (Das Bild stammt auch von ihrer Homepage) 
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